Arabisches Kino. Ein kleiner Überblick

(Auszug):

Schon bald nach Erfindung des Kinos wurde in vielen arabischen Ländern versucht, eigene Filme zu drehen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen sollte dies aber lange so gut wie unmöglich bleiben. Der Kolonialismus betrieb nicht nur eine Plünderung von Ressourcen. Er ging einher mit dem Versuch einer völligen Gleichschaltung der unterworfenen Kulturen. Man respektierte den Islam - umso strenger konnte man zum Beispiel gegen nichtislamische Traditionen vorgehen und das Antlitz der arabischen Welt nach den eigenen Vorstellungen formen. Der Filmpolitik kam immer eine wichtige Rolle dabei zu, der westlichen Hegemonie günstige Denk- und Verhaltensmuster zu erzeugen. Das Bild der arabischen Länder war selbst dort getilgt, wo zahlreiche, insbesondere französische Kolonialfilme es zu reproduzieren suchten. In ihren Hauptrollen etwa duldete man weitgehend nur Europäer.
Das einzige arabische Land mit einer umfangreichen, kontinuierlichen Filmproduktion, deren Anfänge bis in die frühe Stummfilmzeit zurückreichen, ist Ägypten. Zwar blieb es trotz einer ersten formalen Unabhängigkeitserklärung 1922 de facto bis in die fünfziger Jahre hinein britisches Protektorat. Doch gerade zur Zeit der Entstehung der Kinematographie Anfang dieses Jahrhunderts gab es in den Metropolen Alexandria und Kairo ein reges kulturelles Leben: hier entstand die moderne ägyptische Kunstmusik, die, getragen von Künstlern wie dem Sänger Mohamad Abdelwahab oder der Sängerin Um Kulthum und verbreitet über neue Techniken wie das Grammophon und später das Radio in der ganzen arabischen Welt und auch über sie hinaus bis heute von ungebrochener Popularität ist. Es gab Theater, Opern und eine reiche Literatur.

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